Das Streben nach dem perfekten Klang – Die Geschichte der Kopfhörer [Infografik ]
Publiziert am 2014/09/07 unter: Telefon24 Blog / Info,News
Hörmuscheln, Baldy Phones, Stielhörer, Ohrhörer, In-Ear-Hörer, EarBud-Hörer – seit über einem Jahrhundert sind Kopfhörer fester Bestandteil unserer Unterhaltungswelt. Ihre unterschiedlichen Bezeichnungen reflektieren jeweils die Stufen ihrer technischen Entwicklung auf dem Weg zum perfekten Klang. In ihrer Geschichte schlüpften sie in unterschiedliche Rollen, vom verdrahteten Mono-Kopfhörer mit reiner Übertragungsfunktion bis zum trendigen Signature-Modell mit einem klar definierten Image. Erfüllt haben sie bei aller Unterschiedlichkeit jedoch stets einen Zweck: Musik in unsere Ohren zu bringen und abzutauchen in die Welt des Audio-Entertainments. Hier ein Blick zurück auf die facettenreiche Geschichte des beliebten Accessoires.
Erste Schritte
Bevor der Verstärker entwickelt wurde, waren Kopfhörer die einzige Möglichkeit, um jede Form von elektrischen Audiosignalen zu hören. Erste Versionen des Grammophons oder Phonographen gaben akustische Signale nur unverstärkt wieder. Ein verbindendes Medium musste her, das die neuesten Rhythmen der Hitlisten, aktuelle Radionachrichten und legendäre Opernabende direkt ans Ohr brachte. Mit den ersten historischen Kopfhörern wurde dies schließlich möglich.
Baldy Phones aus der Küchenwerkstatt
Der erste große Durchbruch gelang dem US-Amerikaner Nathaniel Baldwin mit der Erfindung der sogenannten “Baldy Phones” , einem Mono-Hörer mit zwei am Ohr liegenden Muscheln mit Kopfbügel. Beauftragt von der US-Navy, fertigte Baldwin diese in seiner heimischen Küche an. Mit Erfolg: im Zuge der Rundfunkübertragung verkaufte Baldwin pro Jahr bis zu 200.000 Exemplare der Baldy Phones. Die Kopfhörer hatten ihren ersten wichtigen Meilenstein auf dem Weg zum kommerziellen Produkt erreicht.
Die Goldenen Zwanziger und das “Drahtlose”
Die als wild, ausgelassen und musikverrückt geltenden Zwanziger Jahre verdanken ihre Bezeichnung vor allem einer bahnbrechenden Erfindung: dem drahtlosen Radio. Die wachsende Verfügbarkeit von Elektrizität führte zu einer rasanten Verbesserung der Tontechnik. Damit wurde auch der Weg frei für leistungsstarke Kopfhörer-Innovationen.
Beyerdynamik am Stiel
Die entscheidende Innovation kam 1937 vom deutschen Unternehmen Beyerdynamic, das den ersten elektrodynamischen Kopfhörer, den DT-48, konzipierte. Dieses “Dynamische Telefon” (DT), ursprünglich als Kopfhörer für Telefon- und Funktechniker im Zweiten Weltkrieg entwickelt, wird bis heute produziert. Noch bedeutender für den Weg des Kopfhörers zum Massenprodukt war Beyer´s Nachfolgemodell der 1950er: das DT-49 oder auch umgangssprachlich “Stielhörer” genannt. Ihr Erfolg beruht auf dem glücklichen Zusammentreffen einer weiteren Innovation der Zeit: der Stereo-Schallplatte. In “Plattenbars” kamen beide zusammen und das Musikhören mit Kopfhörern wurde zum öffentlichen Kult der Wirtschaftswunder-Zeit.
Ein Jazzmusiker geht Stereo
Was gibt es Naheliegenderes als einen Jazzmusiker aus Milwaukee, der den ersten Stereo-Kopfhörer der Welt erfindet? John Koss´ Stereo-Kopfhörer waren die Antwort auf die neue Plattenmania und der damit anwachsenden Musikindustrie. Mit den 3-4 Pfund schweren Kopfhörern dominierte die Koss Cooperation den US-Markt der 1960er und 1970er. Die 1968 entwickelten Koss ESP/6 gelten als die ersten elektrostatischen Kopfhörer mit geringerer Klangverzerrung und leichterem Gewicht.
Musik geht spazieren: Vom ersten Sony-Walkman bis zum Apple iPod
1979 markiert den Beginn der mobilen Kopfhörergeneration. Der Sony-Walkman, der erste portable Kassetten-Player, bringt Musik auf die Straße. Aber nicht ohne Kopfhörer: Teil des Sony-Walkman ist der MDL-3L2, ein federleichter und biegsamer On-Ear-Hörer. Im Laufe der 1980er bahnten sich dann sogenannnte “superaurale” On-Ear-Hörer ihren Weg. Versehen mit einem weichen Schaummaterial waren sie nicht nur angenehmer zu tragen, sondern auch weitaus leichter als ihre Vorgängermodelle.
Mit Steve Jobs’ iPod schlug 2001 schließlich die Stunde der populären In-Ear-Hörer, deren Technologie nicht nur eine optimierte Basswiedergabe ermöglichte, sondern auch das Abtauchen in den Beat des gerade laufenden Songs. Völlig abgekapselt von den Geräuschen der Außenwelt machten die Ear-Bud-Hörer Musikhören zum ganz persönlichen Erlebnis.
Aufstieg in den VIP-Bereich
Die Kopfhörer sind mittlerweile zum Modesymbol geworden und dienen nicht selten einem bestimmten Marketingimage. Bereits John Koss nutzte erstmals das Konzept der sogenannten Signature-Modelle – der vertraglichen Bindung zwischen Produkt und berühmten Künstlern – für den kommerziellen Erfolg seiner Kopfhörer. Die Koss Beatlephones mit einem Sticker der Beatles sind erstes Beispiel für die geschickte und lukrative Verbindung von Produkt und Musikindustrie.
Wie gewinnbringend diese Verbindung tatsächlich sein kann, zeigte die Kooperation von Apple mit der Kopfhörer-Trendmarke Beats des Rappers Dr Dre. Beats stiegen 2009 mit der Bindung von Stars wie Lady Gaga, und Justin Bieber zu den “celebrity headphones” schlechthin auf.
Der perfekte Klang
Von den Baldy Phones und den Stielhörern über Koss´ Stereo-Kopfhörer zu Apples Ear-Bud-Hörern –die Geschichte der Kopfhörer eröffnet nicht nur den Blick auf die technologischen Meilensteine, die die Kopfhörer zurücklegten. Jede ihrer Versionen bediente stets die technischen Erfordernisse ihres Zeitalters und die Nachfrage der Massenkultur. Spielten die Kopfhörer in der Welt ohne Radio und TV noch eine tragende Verbindungsrolle zwischen Entertainment- und Kulturwerten, sind sie heute zum alltäglichen Accessoire und trendigen Modesymbol geworden.
Schließlich haben die Kopfhörer technologische und kommerzielle Erfolgsgeschichte geschrieben, der die Welt heute eins zu verdanken hat: Den (fast) perfekten Klang.
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